Containern, Foodsharing, Kleidertauschen, Urban Gardening und Co … all das sind immer stärker werdende Trends, vor allem in den Städten. Aktivisten wollen ein Zeichen gegen den Massenkonsum und die Wegwerfgesellschaft setzen und zeigen, dass weniger in vielen Fällen mehr ist. Oft ist es einfach, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. All das und noch etwas mehr macht Pauline (25).

Hey Pauline, wie Du zu Deinem jetzigen Lebensstil gekommen bist?

Hallo,

wo soll ich denn nur anfangen?! Nachhaltigkeit ist für mich wichtig und spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben. Meine Mutter hat ganz viel dazu beigetragen, dass ich so lebe wie jetzt. Mir wurde das quasi schon in die Wiege gelegt. Als mein älterer Bruder und ich noch klein waren, gab es nie viel Geld für Klamotten. Deswegen haben wir viel Second-Hand-Ware gekauft. Oder ich habe meine Kleider in der Schule mit Freundinnen getauscht. Meine Mutter hat auch ein kleines Beet, in dem sie Kräuter, Obst und Gemüse anbaut. Das, was wir geerntet haben, haben wir dann entweder sofort gegessen oder getrocknet und eingelegt, damit wir auch noch im Herbst und Winter was davon haben. Als ich dann zum Studium in eine WG gezogen bin, war ich mit meiner Mitbewohnerin dann das erste Mal Containern.

Containern? Was ist das genau?

Beim Containern gehst du nachts auf das Gelände von Supermärkten und nimmst dir aus den Mülltonnen die noch guten Lebensmitteln. Du parkst Dein Auto ein paar Meter weiter, wartest, bis es dunkel geworden ist, und kletterst mit einer Taschenlampe bewaffnet in die Mülltonnen. Anfangs war es mir etwas eklig, aber das habe ich schnell überwunden, da dort oft sehr viele noch gute Lebensmittel zu finden sind.

Ist das nicht illegal?

Ja, es ist illegal! Denn, wer nach Ladenschluss das Gelände eines Supermarkts betritt und dann auch noch seine weggeworfenen Lebensmittel nimmt, begeht nicht nur Hausfriedensbruch, sondern auch Diebstahl. Das wird dann mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe bestraft! Dessen bin ich mir auf jeden Fall bewusst. Und zum Glück wurde ich noch nie erwischt. Und wirklich regelmäßig haben wir das nie gemacht, das war immer eine spontane Aktion.

Aber gesund ist das doch nicht, oder?

Die meisten Mülltonnen sind relativ sauber, und man kann ja sicherheitshalber abgepackte Sachen nehmen. Auch was noch gut aussieht, wasche ich zu Hause natürlich sorgfältig ab. Krank bin ich bis jetzt noch nie geworden.

Hast Du keine Angst erwischt zu werden?

Doch manchmal schon. Wir sind aber mindestens zu zweit oder zu dritt, dann kann immer jemand aufpassen und die anderen warnen. Man gewöhnt sich aber auch nicht dran, und der Nervenkitzel verfliegt nie ganz. Und ich habe bei manchen Supermärkten auch das Gefühl, dass sie die Mülltonnen extra so hinstellen, dass sie für uns Containerer gut und leicht zu erreichen sind. Vielen tut es ja selber leid, dass sie Lebensmittel wegschmeißen müssen, die noch gut sind.

Was machst Du noch so, um nachhaltig zu sein?

(Überlegt kurz und lacht dann …) Eigentlich eine ganze Menge, wenn ich so drüber nachdenke. Ich kaufe gerne Second-Hand-Klamotten oder tausche meine Kleidung mit Freundinnen. In unserer WG haben wir einen kleinen Kräutergarten. Wenn ich Lebensmittel einkaufe, achte ich darauf, nur saisonales Obst und Gemüse zu kaufen, und das dann am liebsten bei den regionalen Bauern auf dem Markt. Ich bin ja Vegetarierin und versuche mich teilweise auch vegan zu ernähren. Aber wenn ich Fisch- oder Fleischprodukte bekomme, bei denen ich sicher weiß, wer sie hergestellt hat und was drin ist, mache ich auch gerne eine Ausnahme. Und ab und zu mal mache ich auch foodsharing, tausche bzw. verschenke übriggebliebene Lebensmittel.

Engagierst Du Dich auch ehrenamtlich?

Ja und zwar sehr gerne! Ich engagiere mich sehr für verhaltensauffällige Jugendliche und bin da in der Jugendhilfe intensiv tätig in der Stadt, in der ich studiere. Dabei helfe ich den jungen Menschen, die sich für die Wiedereingliederung in der Schule fit machen wollen. Das fängt schon dabei an, sie mal drei Minuten von ihren Handys loszureißen oder sie zu motivieren still zu sitzen. Außerdem bin ich noch ehrenamtlich bei einer Jugendbildungsstätte tätig. Und leider eher seltener, helfe ich auch noch in der JVA und im Obdachlosenheim.

Was springt für Dich dabei heraus?

Ich sammle für mich selbst und mein späteres Berufsleben viele Erfahrungen. Denn ich studiere Pädagogik und Sonderpädagogik und möchte gerne später mal mit verhaltensauffälligen und lernbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen arbeiten. Bei denen kann man noch viel bewirken und ihnen helfen. Mit meinem Engagement möchte ich den Kindern und Jugendlichen einfach etwas Gutes mit auf den Weg geben. Zudem knüpfe ich erste Kontakte zu den Einrichtungen.

Erzähl mal von einem Erlebnis, dass Dich besonders gefreut hat.

Die Jugendlichen und Erwachsenen in der JVA haben sich mal beschwert, dass es zu wenig Obst zu den Mahlzeiten gibt. Leider reichen die Gelder nicht für mehr Obst auf dem Speiseplan. Ich habe dann kurzer Hand ganz viele Früchte besorgt und mitgebracht. Die Jugendlichen haben sich so richtig gefreut. Das hat mich schon sehr berührt.

Was ist dein Lieblingsessen?

Schwierig zu sagen, ich esse allgemein sehr gerne. Aber so spontan würde ich sagen, dass ich sehr auf Gemüse mit Kräutern oder auf Gemüsereispfanne abfahre. Es soll auf jeden Fall immer frisch sein.

Kochst Du gerne selber?

Total gerne! Ich koche gerne alleine, aber auch mit meinen Freunden oder meiner Familie. Toll finde ich dabei einfach, dass ich dann weiß, was ich koche und esse. Und probiere auch total gerne viele neue Sachen aus.